Die Teynkirche auf dem Altstädter Ring können Sie nicht übersehen. Jahrhundertelang ergänzt sie das Prager Panorama und weckt Aufmerksamkeit mit ihrer kirchlichen Vergangenheit. Ursprünglich katholische Kirche mit zwei dominanten Türmen diente über zwei Jahrhunderte lang ausschließlich den Hussiten. Vergoldeter Kelch in ihrer Front steht heute als ein begehrtes Symbol der Versöhnung.

Ein Turm breiter als der andere

Zuerst romanische und anschließend früh gotische Kirche wurde im 14. und 15. Jahrhundert einem grundsätzlichen Umbau unterzogen. Bemerkenswert sind zwei verzierte, 80 m hohe Türme, die zweite Stelle unmittelbar nach den Türmen des St. Veitsdoms der Prager Burg einnehmen. Ihre Höhe war für sie schicksalhaft im Jahre 1819, als sie vom Blitz getroffen wurden, der einen verhängnisvollen Brand verursachte, in dem eine der Glocken vernichtet wurde. Monströse Glocke mit dem Namen Marie vom 16. Jahrhundert mit einem Gewicht von 6 450 kg hängt jedoch im südlichen Turm bis heute. Vielleicht entgeht Ihnen nicht, dass der südliche Turm der Teynkirche merkbar breiter ist, was nach Vermutungen den stärkeren Mann in der Familie darstellt. Der Turm bietet wunderschönen Ausblick, der Aufstieg mit 189 Stufen aus Stein und Holz bis zum Gipfel erfordert jedoch gewissen Mut.

Hussitisches Tabernakel

Erste erhaltene Erwähnung dieser Kirche geht vom Jahre 1135 aus – damals diente sie dem Spital Jungfrau Maria und erhielt ihren Namen von der Lage auf dem geschützten Teynhof (Teynen im damaligen Sprachgebrauch = schützen). Zu Husittenzeiten war die Kirche der Mutter Gottes vor dem Teyn führender Predigtstuhl der Kommunion in beiderlei Gestalt, in der die Vorgänger Jan Hus wirkten. Seit 1621 bis in die Gegenwart gehört Kirche der Mutter Gottes vor dem Teyn erneut der katholischen Pfarrei.

Kelch als Symbol der Teynkirche

Goldener Kelch gehörte auf die Front der Teynkirche seit eh und je. Der ursprüngliche war angeblich älter als das Christentum selbst und umfasste mehr als vier Maße Getreide. Auch wenn er bei katholischen Geistlichen unbeliebt war, gelang es keinem der gut bezahlten Diebe, ihn von der Kirche abzunehmen. Seine Größe zog jedoch auch Störche an, die sich in ihm eingenistet haben. Die in dieses seltene Vogelnest gebrachten Frösche und Schlangen krochen aus dem Kelch nach außen und stürzten auf die Pflasterung vor der Teynkirche, was ihr keinen guten Ruf brachte… Nach dem Abziehen der Störche in den Süden haben die Hussiten den Kelch lieber mit einer Platte abgedeckt.

Im Jahre 1623 wurde die Kirche jedoch von den Jesuiten übernommen und diese haben am 17. Januar dieses Jahres den Kelch entfernt. Zeit des Kelchs wurde für lange Jahrhunderte beendet. Erhalten wurde auch keine Zeichnung oder Stich. Erst das Jahr 2018 brachte für die Kirche der Muttergottes vor Teyn ihre Dominante wieder. Seine gegenwärtigen Besitzer, die Römisch-katholische Pfarrei der Muttergottes ließ hier einen vergoldeten Kelch aus Kupfer mit Hostie aus der Werkstatt des architektonischen Studios Arpema installieren.

Wie die Pfarrei auf ihren Webseiten aufführt: „Kelch mit Hostie wurde in der Front auf Basis des Beschlusses der Tschechischen Bischofskonferenz als Geste der ökumenischen Versöhnung und gleichzeitig Darstellung des wertvollsten Geschenkes angebracht, der Christus seiner Kirche schenkte, nämlich der Eucharistie. Verehrung dieses Geschenks als Erinnerung an das letzte Abendmahl Christi ist allen Christen ohne Unterschiede gemeinsam. “

Besuch der Teynkirche

Teynkirche auf dem Altstädter Ring können Sie über das ganze Jahr zwischen Dienstag und Samstag von 10 bis 13 Uhr und zwischen 15 bis 17 Uhr, am Sonntag zwischen 10 bis 12 Uhr besuchen. Eintrittsgeld ist freiwillig, eine Spende für Instandhaltung der Kirche in symbolischer Höhe von 25 CZK oder ein Euro ist herzlich willkommen. Einen behindertengerechten Eingang finden Sie in Straße Celetná Nr. 5 über Pfarreizentrum – Behörde. Dachstuhl und Dach der Kirche werden seit 2016 rekonstruiert – rechnen Sie daher mit eventuellen Beschränkungen.