Kein Tourist lässt ihren Besuch aus. Die Karlsbrücke gehört zu Recht zu den beliebtesten Prager Sehenswürdigkeiten. Von früh morgens bis in die späten Abendstunden strömen Menschmengen über sie. Ihren tatsächlichen Zauber gibt sie aber erst in der Nacht preis. Erst in den späten Stunden werden Legenden lebendig und aus dem „Pflichtbesuch“ wird ein Erlebnis, das sich unauslöschlich in Ihr Gedächtnis prägt.

Vergessen Sie das hektische Schlängeln zwischen Touristen, Straßenkünstlern und Souvenirverkäufern. Nach Mitternacht werden Sie die ganze Karlsbrücke, vom Altstädter bis zum Kleinseitner Brückenturm und zurück, fast für sich allein haben. Und das lohnt sich.

Die Beleuchtung lässt Sie in der Zeit reisen

Selbst Sonnenstrahlen stellen die Karlsbrücke nicht in solcher Schönheit dar, wie die nächtliche öffentliche Beleuchtung. Die Gaslaternen der Straßenbeleuchtung zaubern das perfekte Gefühl erlebter Vergangenheit herbei. Jede der 30 Heiligenskulpturen gewinnt im Schein der auf der steinernen Brüstung angebrachten Scheinwerfer noch an Kraft. Diese Szenerie raubt den Atem. Bummeln Sie in den Nachtstunden über die Brücke und kosten Sie, von nichts und niemandem gestört, ihre ganzen 516 Meter Länge und 10 Meter Breite aus. Spüren Sie den Hauch der Geheimnisse, von denen die Brücke seit hunderten von Jahren umwoben wird?

Legenden oder hundertjährige Wahrheit

Legenden über die Karlsbrücke kursieren unter den Menschen viele, auch wenn die von den Eiern im Mörtel unlängst von Fachleuten widerlegt wurde. Eine andere Legende besagt, dass der Grundstein genau zum astrologisch errechneten Zeitpunkt gelegt wurde, der eine günstige Konstellation von Sonne und Saturn versprach. Was kann man dem noch hinzufügen? Die Brücke verbindet die Moldauufer seit Ende des 14./Anfang des 15. Jh., hat mehrere Hochwasser überlebt und strotzt Tag für Tag einer unglaublichen Intensität des Verkehrs. Die kosmische Kraft muss ihr wohl wirklich gewogen sein.

Verborgener Wallfahrtsort

Oder die Brücke wird von den Heiligenstatuen geschützt, an der Spitze vom Hl. Johannes Nepomuk. Der wurde hier anno 1393 in den Fluss gestürzt. Das Bronzerelief auf dem Sockel seiner Skulptur ist derzeit größter Anziehungspunkt für Touristenführer. Es reicht angeblich eine Berührung und alle Ihre Wünsche erfüllen sich.

Die tatsächliche Stelle, wo der Heilige ums Leben kam, liegt allerdings ein Stück weiter zur Brückenmitte. Ein unauffälliges Kreuz in der Steinbrüstung erinnert an die Tragödie. Wenn man es nicht direkt sucht, wird das geheime Symbol leicht übersehen. Der Sage zufolge sichern Sie sich durch eine Berührung gerade hier das ewige Wohlwollen des Heiligen und Lebensglück.

Wie gelangen Sie zur Karlsbrücke

Am linken Moldauufer kommt man am einfachsten vom Kleinseitner Ring (Straßenbahnhaltestelle Malostranské náměstí der Nachtlinien 53 und 57) aus zur Karlsbrücke. Am gegenüberliegenden Ufer dann von der Straßenbahnhaltestelle Karlovy lázně (Nachtlinie 53) oder der Station Staroměstská der grünen Metrolinie A aus.

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