Emmaus-Kloster, Benediktinerkloster bei der Kirche der Jungfrau Maria und den slawischen Schutzheiligen, Emmaus-Abtei oder auch Slawenkloster. Die Kirche in Podskalí vor dem Vyšehrad mit den Schalenflügeln und vergoldeten Spitzen hat viele Bezeichnungen, die ihrer Geschichte entsprechen. Das einfache „Emmaus“ hört man allerdings von den Pragern am häufigsten.

Warum Emmaus?

Als die Kirche im Jahre 1372 geweiht wurde, las man den Teil des Evangeliums über die Begegnung Christi mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Der Volksmund übernahm diese Kurzbezeichnung.

Architektur des Emmaus-Klosters

Das Kloster entstand im Rahmen der Pläne zum Bau der Prager Neustadt und es ist nicht uninteressant, dass es genauso viel kostete wie die Karlsbrücke. Heutigen Besuchern sind der im 14. Jh. mit einem Zyklus 85 biblischer Szenen versehene Kreuzgang, das barocke Refektorium, die Kaiserkapelle und die der Jungfrau Marie, dem Hl. Hieronymus und den slawischen Schutzheiligen (Kyrill und Method, Adalbert und Prokop) geweihte Kirche zugänglich. Das Kloster wurde in der Nähe der Cosmas und Damian Kapelle mit frühbarockem Gewölbe errichtet, die sich im nordwestlichen Zipfel des Areals befindet.

Die Benediktiner im Emmaus

Das Emmaus-Kloster wurde 1347 von König (dem späteren Kaiser) Karl IV. für slawische Benediktiner zur Pflege der altslawischen Liturgie und Lehre biblischer Sprachen gegründet. Bis heute finden wir hier den ältesten christlichen Mönchsorden, der sich nach den Ordensregeln des Hl. Benedikt von Nursia vom Beginn des 6. Jh. richtet. Während der Regentschaft Karl IV. galt die Benediktinerabtei als einziges slawisches Kloster in Westeuropa.

In der Hussitenzeit wurde hier im einzigen böhmischen Kloster die Kommunion in beiderlei Gestalt praktiziert, eines der Hauptanliegen reformatorischer Kirchen. Anstelle Plünderung konnte das Kloster somit weiterhin seine Funktion erfüllen und seine Position als Bildungszentrum halten, trotz Übernahme durch die Kelchbrüder im Jahre 1410.

Bittere Vergeltung für den Widerstand gegen die Nazis

Während des II. Weltkriegs versteckte das Kloster aktive Widerstandskämpfer. Von hier aus informierten Funker von der Organisation Verteidigung der Nation den russischen Nachrichtendienst über das Geschehen in Prag. 1941 schlossen die Nazis die Kirche für die Öffentlichkeit, trotzdem fand als Ausdruck des Widerstandes gegen die Okkupanten vor ihr ein Gottesdienst statt. Die Gläubigen wurden von der Gestapo auseinandergetrieben und die hiesigen Mönche gezwungen das Kloster zu verlassen. Abt Arnošt Vykoukal wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er nach über einem Jahr starb.

Bei der Bombardierung Prags durch die Alliierten im Jahre 1945 erlitten Emmaus-Kloster sowie Kirche direkte Treffer durch drei Brandbomben. Der Großteil des Gewölbes und die zwei gotischen Kirchtürme stürzten ein, weitere Gebäudeteile brannten aus. In den 50-er Jahren, als der Klosterkomplex an die Tschechoslowakische Akademie der Wissenschaften fiel, wurden umfangreiche Reparaturen ausgeführt. Der Benediktinerorden kehrte erst nach 1989 dank der Restitution in „sein“ Kloster zurück.

Wie gelangt man zum Emmaus?

Die zwei typischen Türme der Marienkirche führen Sie zuverlässig zum Kloster, egal ob man von der Moldau oder aus dem Zentrum der Metropole kommt. Mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle Palackého náměstí, von dort aus über den Platz Pod Emauzy in die Straße Pod Slovany. Den Zugang zum Areal des historischen Klostergebäudes finden Sie am Ende der Straße Na Slovanech.

Mit der Metro: von der Station Karlovo náměstí der gelben Linie B aus mit der Rolltreppe in Richtung Palackého náměstí. Wenn Sie die entgegengesetzte Richtung zum Karlovo náměstí nehmen, ist es etwas weiter. Sie überqueren die Straße Vyšehradská, von der aus Sie rechts in die Straße Na Slovanech einbiegen.

Achtung, am Sonntag ist das Kloster für die Öffentlichkeit geschlossen.