Sollten Sie den vyšehrader Friedhof besuchen, finden Sie sich umgehend in exklusiver Gesellschaft wieder. Hier wurden bekannte Schauspieler und Wissenschaftler, in separaten Gräbern und in dem hundertjährigen Grabmal Slavín beigesetzt. Treten Sie näher und lassen Sie sich von berühmter Geschichte berühren. Jeder Grabstein ist ein Kunstwerk. Die Atmosphäre, die Sie hier erleben, finden Sie in keinem Museum der tschechischen Geschichte.

An der Stelle des vyšehrader Friedhofs wurde schon im 13. Jh. beigesetzt. Erst in den 70-er Jahren des 19. Jh. entstand aus dem ursprünglichen Pfarrfriedhof des Vyšehrader Kapitels eine nationale Begräbnisstätte von größter Bedeutung.

Inmitten der tschechischen Crème de la Crème

Seit damals wurden auf einer Fläche von 80 Hektar bei der St. Peter und Paul Kirche über 600 tschechische Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Technik begraben. Die nördliche und westliche Seite des Friedhofs sind von Neorenaissance-Arkadengängen gesäumt, viele Gräber sind durch Kunstschmiedezäune eingefasst und die Grabsteine sind einzigartige Werke berühmter Bildhauer, u. a. auch von J. V. Myslbek.

Die Aufzählung tschechischer Schriftsteller, Komponisten, Maler, Bildhauer, Schauspieler, Sänger, Wissenschaftler und Sportler, die hier liegen, wäre unendlich – nur einige davon: Vlasta Burian, Bedřich Smetana, Karel Čapek, Vítězslav Nezval, Božena Němcová, Jaroslav Heyrovský, Josef Bican und Plejaden anderer. Symbolische Grabsteine, ohne hier beigesetzt zu sein, haben auch Josef Čapek, der im nazistischen Konzentrationslager zu Tode kam, und die Politikerin Milada Horáková, Opfer eines Justizmordes in den kommunistischen Prozessen während der 50-er Jahre des 20. Jh.

Slavín: Gemeinsame Grabstätte Berühmter

Dominante des Friedhofs ist der monumentale Slavín. Die gemeinsame Grabstätte tschechischer Literaten wurde vor allem von František Palacký initiiert. Der Bau wurde in den Jahren 1889 bis 1893 nach einem Entwurf des Architekten Antonín Wiehl realisiert. Es dauerte allerdings weitere acht Jahre, bevor hier die ersten Überreste beigesetzt wurden. Später wurde die Idee des Grabmals bedeutender literarischer Schöpfer auch auf hervorstechende Persönlichkeiten aus anderen Bereichen erweitert.

Im östlichen Teil des vyšehrader Friedhofs können Sie die Grabstätte nicht verfehlen. Zu dem majestätischen Grabmal mit allegorischen Skulpturen führt eine breite Granittreppe mit mächtigem Geländer. Von der Höhe des Grabmals blickt die beflügelte Skulptur des „Genius der Heimat“ herab, auf der linken Seite ist die Gestalt der „Trauernden Heimat“ verkörpert, auf der rechten der „Jubelnden Heimat“. Teil des Baus ist eine verdeckte Krypta mit 44 Grabzellen für Särge und Urnen.

Im Slavín beigesetzte Künstler

Insgesamt wurden in dem weitläufigen Grabmal Slavín über 50 tschechische Persönlichkeiten beigesetzt. Auf der Stirnseite des Denkmals sind 15 Namen derjenigen verewigt, die als erste hier ihre Ruhestätte fanden. Als Erster überhaupt wurde 1901 der Dichter Julius Zeyer im Grabmal beigesetzt. Weitere Namen tragen die schwarzen Tafeln an den Mauern um das Grabmal herum. Von den Dichtern ruhen hier für die Ewigkeit z. B. Jaroslav Vrchlický und Marie Pujmanová, ferner dann die Schauspieler Jaroslav Marvan und Karel Höger, die Maler Vojtěch Hynais und Alfons Mucha, die Opernsängerin Emma Destinnová oder aber der Architekt Josef Gočár. Alle verbindet das in das Denkmal eingemeißelte Motto des Slavín: Obwohl gestorben, reden sie noch.

Interessant ist noch, dass nicht jeder Künstler sich wünschte, nach dem Tode im Slavín beigesetzt zu werden. Der Leichnam von Jan Neruda wurde z. B. nach Protesten der Hinterbliebenen, angeblich auf Wunsch des Künstlers, in ein unweit gelegenes Grab umgebettet.