Lebende Pferde würden Sie wohl vergeblich in der Reitschule der Prager Burg suchen. Höchstens unter den Hauben der Autos in der Präsidentengarage. Die Reitvergnügen der Herrschaften, denen das Gelände im 18. Jh. diente, werden in den rekonstruierten Ausstellungsräumen heute von den größten Kunstschauen in Prag abgelöst.

Wenn Sie eine Ausstellung guter Qualität suchen, im Programm der Reitschule der Prager Burg können Sie nicht danebengreifen. Gerade die hiesigen Säle beherbergten z. B. die Ausstellung der Luxusschmuckstücke von Cartier, die erste komplexe Ausstellung aus dem Werk Zdeněk Burians oder die Retrospektive eines der teuersten tschechischen Künstler – Josef Čapeks.

Umwandlung der Reithalle in einen Ausstellungssaal

Die Entstehung der weitläufigen barocken Reitschule mit Wirtschaftshof und Stall fällt auf das Ende des 17. Jh. Damals wurde auf Veranlassung von Kaiser Leopold I. ein kleinerer Bau aus dem Jahr 1572 ersetzt, um genügend Raum für Dressur und adelige Vergnügen zu schaffen. Eine Erinnerung an den ursprünglichen Zweck der Reitschule sind zwei erhaltene Plastiken springender Pferde auf ihrer Stirnseite.

Projektant des Hauptsitzes mit einem Grundriss von 92 mal 40 Metern war der Prager Architekt Jan Baptist Mathey. Im Inneren können Sie die ursprüngliche Decke aus dem Jahr 1760 bewundern, die die Reitschule nach einem Brand bei der ersten erzwungenen Rekonstruktion erhielt. Zeitgleich wurden auch neue Teile des Areals gebaut – Winter- und Sommerreithalle.

Den Pferden und dem Reitsport war das Objekt eine relativ kurze Zeit gewidmet, lediglich 103 Jahre. Die nächsten 150 Jahre diente sie als Lager. In den Jahren 1948-49 kam es zum Umbau der Reitschule zu Prestige-Ausstellungsräumen, so wie wir sie heute kennen (nach einem Projekt des Architekten Pavel Janák).

Erhöhte Terrasse mit Aussicht auf die Burg

Zeitgleich mit der Umgestaltung der Reitschule zu einer Galerie in der ersten Hälfte des 20. Jh. lag auch der Umbau der Sommerreithalle zur Garage und Autowerkstatt der Kanzlei des Präsidenten der Republik (1950-1956).

Dank der Überdachung des offenen Objekts entstand eine weitläufige Gartenterrasse mit Kieswegen, von der aus wir heute die Szenerie der St.-Veits-Kathedrale und des westlichen Teils der Befestigung der Prager Burg bewundern können. Auch hier, auf einer Fläche von 0,03 Hektar finden gelegentlich unter freiem Himmel bedeutsame Aktionen und Konzerte statt.

Besuch der Reitschule der Burg

Die Reitschule steht im weiteren Areal der Burg in der Straße U Prašného mostu. Am nächsten kommen Sie ihr mit der Straßenbahn Nummer 22. Wenn Sie an der Haltestelle „Pražský hrad“ aussteigen und in Richtung auf das Nordtor der Burg gehen, finden Sie die Reitschule rechterhand, gegenüber dem Eingang zum Königsgarten über dem Hirschgraben. Sie ist nur während des Stattfindens von Ausstellungen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Höhe des Eintritts hängt von der Art der Ausstellung ab.