Würde man die Altstädter astronomische Uhr irgendwo anders hin versetzen, würde sie nicht mehr funktionieren. Man müsste sie so verstellen, dass sie mit der Bewegung der Himmelskörper am neuen Standort rechnet. Prag und der Altstädter Ring würden so eine Weltrarität verlieren, die über 600 Jahre lang tagtäglich tausende Touristen und Einheimische in Erstaunen versetzt.
ACHTUNG!!! Ab April 2017 wird der Außenmantel des Altstädter Rathauses renoviert und das gesamte Gebäude einschl. astronomischer Uhr von einem Gerüst verdeckt. Die astronomische Uhr wird auf die Plane projiziert, unter der sie sich für ca. fünf Monate verstecken wird. Die Rekonstruktion des Denkmals endet im September 2018, kurz vor den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Gründung eines eigenständigen Tschechoslowakischen Staates.
Besuch der astronomischen Uhr
Auf der Südseite des Altstädter Rathauses sollten Sie am besten zur vollen Stunde, von 9 – 21 Uhr haltmachen. Nach den Schlägen der Uhr erscheinen in den beiden Fenstern nacheinander die 12 Apostel mit den typischen Attributen. Auf der linken Seite werden sie von der beweglichen Figur des Eitlen begleitet, der sich im Spiegel beschaut, und des Geizhalses mit Stock und Geldbeutel. Auf der rechten Seite sind dann die Gestalten des Türken und des Todes, der die Zeit mit der Sanduhr bemisst, zu sehen. Die ganze Vorstellung endet mit dem Schrei des vergoldeten Hahns (den Ton geben die zusammengedrückten Bälge beim Schließen der Fenster von sich).
Geniales Gerät aus dem Altertum
Es ist kaum zu glauben, wie viele Informationen die astronomische Uhr nonstop anzeigt. Ihre Basis bildet das sog. Astrolabium, schon im Altertum ein Hilfsmittel der Astrologen und Seefahrer. Es handelt sich um den Vorgänger heutiger Planetarien, der mit Hilfe der Stellung zweier ringförmiger Teile (beweglicher Laufringe) die Lage der Himmelskörper am Firmament bestimmt.
Der Hintergrund des astronomischen Zifferblattes unterscheidet Tag (blau), Nacht (schwarz) und Morgen- und Abenddämmerung (rot), wo allmählich das Symbol der Sonne entlang zieht. Das Uhrwerk, das Astrolabium sowie die Figuren an der astronomischen Uhr antreibt, hat sich seit dem Mittelalter fast nicht verändert.
Kurze Geschichte der astronomischen Uhr
Erste Erwähnungen der Altstädter astronomischen Uhr datieren ihre Entstehung auf den 9. Oktober 1410. Der königliche Uhrmacher Mikuláš z Kadaně konstruierte damals (nach Berechnungen des Mathematikers Jan Šindel) für Prag eine seinem Weltruhm würdige Maschine. Die Zeit konnte davon auf drei verschiedene Arten abgelesen werden. Im Jahr 1490 erhielt die astronomische Uhr die populäre Figur von Gevatter Tod und die Kalenderplatte von Meister Hanuš, die jeweils um Mitternacht von Hand auf den nächsten Tag verschoben wurde. Voll mechanisch wurde die Altstädter astronomische Uhr im Jahr 1566.
Während der Herrschaft Josef II. wurde das Altstädter Rathaus Sitz des Magistrats der Königsstadt Prag. Bei seiner umfangreichen Rekonstruktion gab es sogar den Vorschlag, die astronomische Uhr wegzuwerfen! Zum Glück wurde sie aber gerettet und gilt heute als eine der beliebtesten Attraktionen Prags.
Was ist echt und was Kopie?
Im Jahr 1866 wurde der astronomischen Uhr ein großes, modernes Chronometer beigefügt, das ihr steuerndes Gehirn wurde. Es kam auch ein neue, vom Maler Josef Mánes geschaffene Kalenderplatte hinzu. Ihr künstlerischer Wert war so groß, dass sie aus Furcht vor Beschädigungen nicht lange danach durch eine Kopie ersetzt wurde.
Die astronomische Uhr durchlief mehrere Rekonstruktionen, die verheerendsten Beschädigungen erlitt sie allerdings in den letzten Tagen des II. Weltkriegs durch die nazistischen Okkupanten. Die verkohlten Figuren der Apostel mussten komplett ersetzt werden, Autor der neuen Gestalten aus Lindenholz, die bis heute zu sehen sind, war Vojtěch Sucharda. In den 70-er Jahren des 20. Jh. wurden alle die astronomische Uhr schmückenden Außenplastiken gegen Kopien ausgetauscht und werden seit dem im Museum der Hauptstadt Prag aufbewahrt.
Erkennen Sie, wie spät es ist?
Möchten Sie die astronomische Uhr lesen? Diese Uhr ist etwas für wirkliche Feinschmecker. Das große astronomische Zifferblatt der Altstädter astronomischen Uhr zeigt drei verschiedene Zeiten an: • Die altböhmische Zeit rechnete unseren Vorfahren den neuen Tag ab Sonnenuntergang. Er wird in 24 gleiche Teile geteilt. Diese sind durch die goldenen gotischen Zahlen auf dem Außenumfang des großen Ringes gekennzeichnet. • Die babylonische Zeit ist ein Unikat der Prager astronomischen Uhr. Keine andere astronomische Uhr auf Welt ist in der Lage sie zu messen. Sie wird von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gerechnet, so dass sie je nach Jahreszeit eine veränderliche Länge hat. Die ungleiche oder aber arabische Zeit, wie die babylonische Zeit auch genannt wird, wird auf der Altstädter astronomischen Uhr durch die weniger auffälligen schwarzen arabischen Ziffern von eins bis zwölf im oberen Teil des Astrolabium markiert (in der Sphäre über dem Horizont). • Die Bürgerzeit (mittelalterliche Zeit), die wir laufend benutzen, wird anhand der goldenen römischen Ziffern am Umfang des kleineren Kreises der Uhr und durch den dominanten goldenen Zeiger angezeigt. Seit 1948 schlägt die astronomische Uhr zu jeder vollen Stunde.
Die Altstädter astronomische Uhr erfasst nicht die in Tschechien gängig benutzte Sommerzeit. Nach ein paar Probemonaten zeigte sich, dass die Darstellung der Sommerzeit erheblich von der Wirklichkeit abweicht.