Die typischen langgezogenen Gestalten und weitere weltbekannte Werke des Bildhauers und Malers Albert Giacometti waren der tschechischen Öffentlichkeit bislang nur aus den Medien bekannt. Jetzt zum ersten Mal in Prag zu sehen! Die einzigartige Ausstellung der mehr als 170 Skulpturen, Bilder und Zeichnungen des bedeutenden Künstlers des 20. Jahrhunderts zeigt die Nationalgalerie im Messepalast bis 1. Dezember. Danach werden die Exponate, wegen ihrer Zerbrechlichkeit und wegen des komplizierten Transportes wieder für lange Zeit schlafen gelegt.
Die Ausstellung zeigt der tschechischen Öffentlichkeit zum ersten Mal die Werke von Albert Giacometti, die wegen der Bedeutung und Einzigartigkeit ganz klar zu den größten künstlerischen Ereignissen dieses Jahres zählt.
Exklusiv für Tschechen
„Die Werke, die Sie hier sehen werden, werden historisch zum ersten Mal gemeinsam ausgestellt. Noch dazu handelt es sich um ein exklusiv für die Tschechische Republik zusammengestelltes Projekt, in der bislang keine Werke von Giacometti vorgestellt wurden. Was deshalb, da es sich um einen der beliebtesten Künstler des 20. Jahrhunderts handelt, ziemlich überraschend ist. Auch deshalb hat die Stiftung Fondation Giacometti, mit der wir zusammengearbeitet haben, eine retrospektive Ausstellung bevorzugt, die sein Schaffen von der Geburt bis zu seinem Tod vorstellt. Dank dem können wir sehen, wie sich der Künstler entwickelt hat und wir können diese Entwicklung verstehen“, gab die Kuratorin Julia Tatiana Bailey gegenüber dem Tschechischen Radio Vltava bekannt.
Werke, die den Geist der Zeit eingefangen haben
Alberto Giacometti wurde 1901 in der Schweiz geboren. Er hat in Genf die Kunstschule besucht, bereits als Volljähriger ist er jedoch nach Paris gegangen, wo er den Rest seines Lebens verbracht hat. In der französischen Metropole wurde sein frühes Schaffen stark vom Kubismus und Surrealismus beeinflusst. Seine bekanntesten Werke – menschliche Figuren mit phantasievollen Proportionen aus Gips, Bronze und anderen verschiedenartigen Materialien – hat er jedoch erst später, inspiriert durch den Existenzialismus, geschaffen. In den 50. und 60. Jahren hat er sich mit Skulpturen beschäftigt, die er mit langen, dünnen oder im Gegenteil kleinen Körpern dargestellt hat, er hat mit der Perspektive gespielt. Er hat die Figuren nicht real dargestellt, sondern ihre düstere Seele eingefangen.
Seine figuralen Werke strahlen die Einsamkeit und Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers aus. Er selbst hat jedoch zu seiner Familie und seinen Freunden ein sehr enges Verhältnis gehabt, er besuchte die Pariser Kaffeehäuser und saugte das Gesellschaftsleben in sich auf. Er verlieh seinen Skulpturen vor allem eine existenzielle Dringlichkeit. Giacometti starb 1966 als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts.
Einzigartig auf der Welt und eine Ehre für die Nationalgalerie
Die Ausstellung im Messepalast ist chronologisch und thematisch in neun Abschnitte unterteilt, damit sich der Besucher ein detailliertes Bild über das Werk des Künstlers machen und seine Verwandlung im Laufe der Zeit betrachten kann. Die Ausstellungsräume wurden für diese Veranstaltung auch von der Architektin Eva Jiřičná gestaltet, die vor allem großen Wert auf die unterschiedlichen Beleuchtungen der Exponate gelegt hat.
Quer durch fünf Jahrzehnte sind die präzisen technischen Fähigkeiten und die künstlerische Vielseitigkeit von Giacometti ersichtlich. Die Exposition umfasst auch bislang wenig ausgestellte Werke wie zum Beispiel Frauen in Venedig – ein zartes Original aus Gips, das nach dem Tod des Künstlers nur dreimal ausgestellt wurde, zuletzt jetzt in Prag. Auch der berühmte Schreitende Mann darf nicht fehlen.
So gelangen Sie zum Messepalast
Zum Messepalast gelangen Sie am besten mit der Straßenbahn, die Haltestelle „Veletržní palác“ befindet sich direkt vor dem Gebäude der Nationalgalerie. Nur wenige Meter sind es vom Platz „Strossmayerovo náměstí“, der einer der Knotenpunkte der Prager Straßenbahn ist. Die nächstgelegene U-Bahnstation ist die Station „Vltavská“ der roten U-Bahnlinie C. Die Besichtigung der Ausstellung können Sie durch einen angenehmen Spaziergang durch den unweiten Park „Stromovka“ angenehmer gestalten oder Sie können den Kulturtag im unweiten Bio Oko ausklingen lassen.