Das Prager jüdische Viertel wird von der hiesigen Bevölkerung eher vernachlässigt, größeres Interesse weckt es bei Touristen. Der Prunk orientalischer Verzierungen der Spanischen Synagoge und die fesselnde Exposition des Jüdischen Museums sind den Eintritt gewiss wert! Wer sie kennengelernt hat, zählt sie zur Krönung der kulturellen Erlebnisse in Prag.

Bekannteste jüdische Adresse

Noch vor dem II. Weltkrieg lebten in der Metropole 54 Tausend Juden, die Schrecken des Holocaust überlebte allerdings nur ein Drittel. Die Juden sind über Jahrhunderte mit Prag verbunden, schon im Mittelalter erstreckte sich über das Gebiet des heutigen Josefov und der Altstadt das größte jüdische Ghetto in Europa. Der schlechten hygienischen Bedingungen wegen fiel es allerdings Ende des 19. Jh. bei den Ratsherren in Ungnade, die seinen Abriss anordneten.

Einige Synagogen wurden vor dem I. Weltkrieg abgerissen, andere wiederum durch die Luftangriffe der Alliierten zum Ende des II. Weltkriegs zerstört. Zum Glück blieb allerdings viel von der geistlichen Architektur erhalten. Heute gehört die Judenstadt zu einem wertvollen kulturellen Gebiet im Zentrum Prags.

Ältester Ort, jüngster Bau

Die Spanische Synagoge wurde im Jahr 1868 erbaut und ist die jüngste der Prager Synagogen. Sie steht an der Stelle eines abgerissenen, Altschul genannten Gebetshauses aus dem 12. Jh. Zweck war es, die Kapazität des spirituellen Ortes zu erhöhen und den Bedürfnissen der wachsenden jüdischen Gemeinde Rechnung zu tragen. Die Architekten Vojtěch Ignác Ullmann und Josef Niklas wählten den maurischen Stil, der im mittelalterlichen Spanien reichlich zur Anwendung kam, woher auch der Name der Synagoge stammt.

Kulturelles Geschehen in der Spanischen Synagoge

Den zweiten Weltkrieg überlebte die Spanische Synagoge als Lager für Gegenstände, die aus der Enteignung des Besitzes der tschechischen jüdischen Gemeinden stammten. In den 90-er Jahren des 20. Jh. erfuhr sie eine komplette Rekonstruktion und wurde unter der Verwaltung des Prager Jüdischen Museums zu einem gefragten architektonischen, kulturellen sowie religiösen Denkmal.

Im vergoldeten Innenraum auf quadratischem Grundriss mit weitläufiger Kuppel kommen Liebhaber der Musik auf ihre Kosten. Die hervorragende Akustik hier macht aus den veranstalteten Konzerten ein unvergessliches Erlebnis. Aufmerksamkeit verdient auch die ständige Exposition des Jüdischen Museums in der Synagoge: Geschichte der Juden in Böhmen und Mähren im 19.-20. Jh. und Das Silber der tschechischen Synagogen.

Achtung, samstags ist geschlossen!

Eintrittskarten für die Spanische Synagoge sind separat zum vollen Preis von 70 CZK erhältlich oder im Rahmen eines Besichtigungsrundgangs durch die Prager Judenstadt zum Preis von 200 bis 500 CZK. Alle Denkmäler der Prager Judenstadt sind in der Regel ab 9 Uhr bis abends geöffnet. An Samstagen und während der jüdischen Feiertage sind sie geschlossen (die Öffnungszeiten der einzelnen Synagogen finden Sie auf den Webseiten des Jüdischen Museums in Prag).

Wie gelangt man zum Jüdischen Museum?

Die Hauptsehenswürdigkeit der Judenstadt befindet sich ein paar Gehminuten vom Altstädter Ring entfernt, wo unweit auch die grüne Metrolinie A hält, sowie die Straßenbahnen Nr. 17 und 18 oder die Buslinien Nr. 194 und 207. Direkt vor der Spanischen Synagoge befindet sich die Haltestelle der Buslinie 194 – U Staré školy.