Bis zum 17. November ist in der Nationalgalerie im Messepalais die einzigartige Ausstellung der tschechischen Koryphäe Emil Filla zu sehen. Die Exposition stellt das graphische Werk des Malers aus den 1930ern und 1940ern, den Zyklus Schlachten und Kämpfe (1937) und das Album Herakles (1945) vor, mit denen er auf die aggressive nationalsozialistische Ideologie reagierte.

Wer war Emil Filla?

Ursprünglich von Beruf Beamter ist Emil Filla (1882–1953) eine der führenden tschechischen Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein künstlerisches Werk war verblüffend allseitig, es umfasste Zeichnungen, Malerei, Graphik und Plastik. Er widmete sich der Theorie der bildenden Kunst, und nicht nur im Bereich der Kultur galt er als einflussreicher Mann seiner Zeit. Schon bei seinen Studien an der Akademie der bildenden Künste in Prag profilierte er sich als Philosoph und Innovator – er gab sich mit den konventionellen Methoden des Unterrichts nicht zufrieden, verließ die Schule und widmete sich dem eigenen Schaffen.

Das Leben von Emil Filla

Sein Werk prägten die beiden Weltkriegskonflikte in erheblichem Maße. Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs hielt er sich in Paris auf. Von dort aus musste er nach Holland fliehen, wo er sich aktiv am tschechoslowakischen Widerstand beteiligte. In der Zwischenkriegszeit nahm er die schleichende Bedrohung der Freiheit intensiv wahr und spürte die Notwendigkeit gegen Tyrannei und Unterdrückung zu kämpfen. Die Gefühle der damaligen Zeit drückte er symbolisch durch die Gestalt Herakles aus, eines Sohnes der sterblichen Alkmene und des allmächtigen Dio, in dem graphischen Zyklus Schlachten und Kämpfe (1937).

Als ausgeprägte Persönlichkeit, die dauerhaft vor der Gefahr des Faschismus warnte, wurde er von der Gestapo gleich zu Beginn des 2. Weltkriegs am 1. September 1939 verhaftet. Er erlebte die Grauen der Konzentrationslager in Dachau und in Buchenwald, in denen er sich den Glauben an den Menschen durch Schreiben und Dichten aufrechterhielt. In den Lagern erlitt er sechs Infarkte und obgleich er überlebte, war seine Gesundheit schwer angeschlagen. Der Hochschulprofessor Emil Filla starb im Jahre 1953 in Prag an seinem siebten Infarkt. Seine Lebenspartnerin war die Malerin Hana Krejčí, eine Tochter von František Krejčí, eines Philosophieprofessors an der Prager Universität.

Bedeutung des Werks von Emil Filla

Im Lebenswerk von Emil Filla finden sich viele Richtungen, Formen und Inhalte. Charakteristisch sind für ihn Stilllebenmalerei, auch mit Elementen der Collage, und Frauen. Er beschäftigte sich mit der Bildhauerei und der figurativen Malerei. Seine Werke reflektieren die Zeit und strahlen oft erhöhte Emotionen aus, mit denen er an die Gesellschaft appelliert. Vor allem in den Zwischenkriegsjahren.

Im Jahre 1907 wurde er Mitglied der expressionistischen Gruppe Osma (die Acht) und vier Jahre später Mitinitiator der Gruppe bildender Künstler mit Neigung zum Kubismus. In diesem Zeitraum wird sein Werk von den kubistischen Bildern Pablo Picasso und Georges Braque beeinflusst. Später fand der tschechische Maler und Bildhauer Gefallen an mythologischen Motiven des Surrealismus, auf die auch der Untertitel der Ausstellung im Messepalais anspielt: Emil Filla – Herakles kämpft mit dem Stier.

Wegbeschreibung zum Messepalais

Zum Messepalais gelangen Sie mit der Straßenbahn, die Haltestelle „Veletržní palác“ befindet sich direkt vor dem Gebäude der Nationalgalerie. Nur ein paar Dutzend Meter entfernt ist der Platz Strossmayerovo náměstí, einer der Straßenbahnknoten in Prag. Die nächste U-Bahn-Station ist die Vltavská der roten Linie C. Die Besichtigung der Ausstellung können Sie durch einen angenehmen Spaziergang im nahegelegenen Park Stromovka ergänzen oder mit einem weiteren kulturellen Erlebnis im nahen Kino Bio Oko verbinden.