Nicht, dass der Altstädter Ring ansonsten nicht interessant wäre. Er ist stets voller Touristen. Deshalb überqueren ihn die hiesigen Einwohner den Großteil des Jahres ja auch schnell oder weichen ihm aus. Ihre Zeit kommt im Advent. Auf dem Altstädter Ring einen Glühwein trinken und den strahlenden Baum bewerten, das tun in der Weihnachtszeit gewöhnlich tausende Prager. Die zauberhafte Gasse Týnská und die berühmte astronomische Uhr sind nur das I-Tüpfelchen auf der Kulisse des winterlichen Prags.
Während seiner bewegten Geschichte war der Altstädter Ring hektischer Marktplatz. Und reges Treiben herrscht hier nach wie vor. Nicht nur dank der herrlichen Sehenswürdigkeiten, sondern vor allem der unnachahmlichen Atmosphäre wegen. Viele Passanten setzen sich in eines der hiesigen Cafés, um den Zauber zu genießen, der im ältesten Platz des Prager Zentrums schlummert. Kommen und setzen Sie sich dazu.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Man kann schwerlich über den Altstädter Ring schreiben und nicht das mit der weltberühmten astronomischen Uhr geschmückte Rathaus erwähnen. Schon 15 Minuten vor jeder vollen Stunde sammeln sich hier regelmäßig Massen Neugieriger und schauen nach oben. Mit den ersten Schlägen öffnen sich zwei Fenster und die 12 Apostel im sowie die Figuren am Gebäude setzen sich in Bewegung. Außer den im Kreis laufenden Aposteln gibt es auch den Tod rechts vom Zifferblatt, der die Totenglocke läutet und die Sanduhr umdreht. Die faszinierende Show endet mit dem Schrei des im oberen Teil des Turms befindlichen Hahns.
Religiöse Dominante der Altstadt
Die Kirche der Jungfrau Maria vor dem Tein ist bedeutender Teil der Prager Szenerie. Ihr Bau wurde 1511 nach vielen Jahren beendet. Hier predigten die Vorgänger von Jan Hus und als Hauptkirche der Altstadt war sie auch Zentrum religiöser Veränderungen – zuerst beherbergte sie die Anhänger der Hussitenkirche, nach der Schlacht auf dem Weißen Berg ging sie zurück an die Katholiken. Nach dem Betreten der Kirche sollten Sie nicht das einzigartige Taufbecken aus Zinn sowie die letzte Ruhestätte des berühmten Astronomen Tycho Brahe übersehen.
In den Boden geprägte Geschichte
Der Altstädter Ring war seit jeher Schauplatz bedeutender historischer Meilensteine. Die Rathausfenster erlebten ein paar Rauswürfe von Beamten, was sich im Lichte künftiger Ereignisse gesehen als milde Strafe erwies. Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn man daran denkt, dass 1621 hier auf dem Richtplatz vom Henker Jan Mydlář 27 adeligen Herren der Kopf abgeschlagen wurde. Als Vergeltung für den missglückten Ständeaufstand und als endgültige Bekräftigung der Habsburger Vorherrschaft in den böhmischen Ländern. An die blutige Warnung des damaligen Herrschers erinnern bis heute 27 weiße Kreuze im Pflaster unweit des Altstädter Rathauses.
Volk versus herrschende Schicht
Im 20. Jh. war der Altstädter Ringer traditionell Schauplatz von Machtkämpfen und Unabhängigkeitsbestrebungen. Hier wurde unter Österreich-Ungarn demonstriert und später gegen die nazistische Okkupation. Öffentliche Apelle zu einer Änderung des Status quo werden heutzutage auf dem Altstädter Ring seltener, sie finden auf dem Wenzelsplatz statt, hören allerdings sicher nicht auf.
Wie kommt man zum Altstädter Ring
Fahren Sie mit der Straßenbahn oder der grünen Metrolinie A bis zur gleichnamigen Haltestelle Staroměstská. Dann sind es nur ein paar hundert Schritte durch die belebte Straße Kaprova zur St. Nikolaus Kirche. Gleich danach stehen Sie auf dem Altstädter Ring.
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