Das Clementinum – die weltweit schönste Bibliothek. Sofern Sie Zweifel an dieser Bezeichnung für das nationale Kulturdenkmal hegen, werden Sie nach dem Besuch dieser Sehenswürdigkeit im Prager Zentrum restlos davon überzeugt sein. Das Clementinum ist nicht nur ein schöner Ort, sondern auch ein Ort mit einer unglaublichen Atmosphäre, wo die Wände mit der bewegten Geschichte tatsächlich sprechen.

Die Anfänge des Bildungsorts

Beim Clementinum handelt es sich gleich nach der Prager Burg um den zweitweitläufigsten Komplex in der Metropole. Mit einer Fläche von zwei Hektar gehört er zu den europaweit größten Komplexen. Das Clementinum wurde 1556 von Jesuiten nach ihrer Ankunft in Böhmen gegründet. Auf dem Gelände haben sie eine Schule errichtet, später dann eine Universität mit Internat, einschließlich der kompletten erforderlichen Ausstattung, wozu eine Bibliothek, eine Apotheke, ein Theater und Kirchenbauwerke gehört haben.

Die Nationalbibliothek im neuen Gewand

Seit 1930 beherbergt das Clementinum die Nationalbibliothek – hier werden die wertvollsten Handschriften sowie alle Bücher aufbewahrt, welche in den letzten zweihundert Jahren auf tschechischem Territorium herausgegeben wurden. Aktuell befinden sich die seit 2010 erfolgenden umfangreichen Rekonstruktionsmaßnahmen des Clementinums in ihrer Endphase, in deren Rahmen alle Gebäude, Wasserleitungen sowie die komplette Kanalisation rekonstruiert wurden und neue Technologiezentren (das Datenzentrum und die Trafostation) sowie klimatisierte Aufbewahrungsräume entstanden sind.

Die Nummer eins auf dem Gebiet der Wissenschaft

Darüber hinaus handelt es sich beim Clementinum um eine weltbekannte Wetterstation, welche seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Betrieb ist. Bis zum Jahr 1775 kann man hier auf die Daten von den regelmäßigen Beobachtungen und Aufzeichnungen zurückgreifen. Nirgendwo anders in Europa gibt es eine so lange zusammenhängende Beobachtungs- und Aufzeichnungsreihe. Die hiesigen umfangreichen Aufzeichnungen stellen für die heutigen Klimaforscher wertvolle Informationen dar. Neben der Meteorologie war das Clementinum auch für die Entwicklung weiterer wissenschaftlicher Gebiete – der Mathematik und Astronomie – von außerordentlicher Bedeutung.

Außergewöhnliche Räume im Clementinum

Der astronomische Turm mit dem Observatorium gehört zu Recht zu den beliebtesten Stationen im Rahmen der Besichtigungsrundgänge im Clementinum-Komplex. Bis 1938 hat er als Sternwarte fungiert. Heute kann man auf diesem 68 Meter hohen Turm die atemberaubenden Aussichten auf das historische Zentrum Prags genießen. Bezüglich der Kirchenbauwerke ist hier sicher eine Besichtigung der Spiegelkapelle mit dem prächtigen Innenbereich voller Spiegel lohnenswert. In dieser Spiegelkapelle werden klassische Konzerte veranstaltet.

Besichtigungen nur mit Führung

Besichtigungen des Clementinums auf Englisch finden täglich ab 10:00 Uhr jede halbe Stunde – auch an Wochenenden und Feiertagen – statt. Jeden Sonntag ab 11:00 Uhr findet eine Führung auf Tschechisch statt. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 300,- CZK, der ermäßigte Eintrittspreis beträgt 200,-. Neben dem Astronomischen Turm umfasst die Besichtigung auch den Meridiansaal, in welchem früher der Mittag bestimmt wurde sowie vor allem die Perle des gesamten Clementinums – den Barocksaal der Bibliothek mit Freskenverzierung und den großen historischen Globen. Hier sind vor allem die Bände mit den weißen Rücken und dem roten Zeichen bewundernswert – diese haben schon zu Zeiten, als das Clementinum noch Jesuitenkolleg war, die Blütezeit des Clementinums als Kultur- und Bildungszentrum erlebt.