Betreten Sie das holprige Pflaster des Goldenen Gässchens, der letzten Erinnerung an die historische Bebauung der Prager Burg. Genießen Sie den Anblick der windschiefen Häuser mit Zwergenmaßen und bunten Farben. Einen besonderen Zauber hat der Ort vor allem nach der Dämmerung, wenn die Touristenströme abnehmen und das Gässchen in das gedämpfte Licht der Petroleumlampen getaucht wird.

Armutsadresse in enger Nachbarschaft der Burg

Wenn Sie die Höfe der Prager Burg durchqueren, vorbei an der Kathedrale der Hl. Veit, Wenzel und Adalbert in Richtung zur Alten Schlosstreppe, halten Sie inne. Etwa in der Mitte der Straße Jiřská ulice lockt Sie linkerhand eine malerische Ecke mit dem märchenhaften Namen Goldenes Gässchen. Möglicherweise erhielt es seinen Namen dank der ersten Bewohner – den Goldschmieden (ursprünglich hieß sie Goldschmiedegasse), aber wer weiß …

Sauertöpfe weisen darauf hin, dass der Name mit dem damaligen abstoßenden Aussehen und dem Uringestank in dem Gässchen zusammenhängt, wo die Dichte der Bewohner bei weitem die Anzahl primitiver Toiletten überstieg. Später lebten in den kleinen Häuschen Dienstboten, Künstler oder Mitglieder der Burgwache.

In die Burgmauern gezwängte Häuschen

Das Goldene Gässchen entstand um das Jahr 1500 zwischen den Befestigungen des nördlichen Teils der Prager Burg. Die Bögen des Festungswerks dienten Ende des 16. Jh. als Grundlage für den Bau bescheidener Häuschen. Das normale Leben pulsierte hier seit der Herrschaft Rudolf II. bis zum II. Weltkrieg.

In den Jahren 1916 bis 1917 wohnte im Haus Nr. 22 Franz Kafka, in der Behausung Nr. 12 trafen sich Schriftsteller und Dichter wie František Halas, Jaroslav Seifert oder Vítězslav Nezval bei Jiří Mařánek. Ab dem Jahr 1953 blieben die grauen Häuschen leer. In den 50-er Jahren erhielten sie bunte Anstriche nach einem Entwurf des Künstlers Jiří Trnka und heute dienen sie überwiegend dem Fremdenverkehr.

Expositionen im Goldenen Gässchen – das Leben seiner Bewohner

Haben Sie eine Idee, wie sich die Leute in diese kleinen Wohnstätten zwängten? Besichtigen Sie deren Interieur, das Einrichtungen in den Stilen der letzten fünf Jahrhunderte zeigt. Ständige Expositionen können Sie in neun der 16 Häuser besuchen.

Gleich beim Turm Daliborka beginnen Sie beim Haus Nr. 12, wo der Amateurfilmhistoriker Josef Kazda seinen Haushalt hatte. Das gelbe Haus Nr. 13 daneben zeigt das Renaissanceinterieur eines Burgschützen aus dem 16. Jh. (es ist möglicherweise das kleinste Haus in Prag, das durch Zumauern einer Nische in der Burgmauer entstand). Der benachbarte blaue Bau Nr. 14 gehörte vor dem Krieg der populären Kartenlegerin Matylda Průšová, die von den Nazis für ihre Weissagung des Falls des Dritten Reiches zu Tode gemartert wurde. Im Haus Nr. 15 ist die Arbeitsstätte eines ursprünglichen Bewohners – Goldschmieds zu sehen.

Eintritt und Öffnungszeiten des Goldenen Gässchens

In die Häuschen in der Goldenen Gasse gelangen Sie nur im Rahmen eines Rundgangs durch die Objekte der Prager Burg (Rundgang A und B), täglich von 9 bis 17 Uhr (vom 1. November bis 31. März nur bis 16 Uhr). Erwachsene zahlen für den Rundgang A durch die Prager Burg 350 CZK, für den Rundgang B 250 CZK. Jugendliche bis 15 Jahre, Studenten, Senioren und Familien können Ermäßigungen geltend machen.

Außerhalb der Öffnungszeiten kann das Goldene Gässchen separat, ohne Zutritt zu den Häuschen besichtigt werden (das Gelände der Burg ist das ganze Jahr über von 6 bis 22 Uhr zugänglich).