Es gibt nur wenige so eindrucksvolle gotische Bauten wie den Altstädter Brückenturm in Prag 1. Das Tor zwischen Karlsbrücke und Altstadt ließ Kaiser Karl IV. erbauen. Sein Schöpfer war niemand geringeres als Peter Parler. Der Auftrag sollte ein Hauptkriterium erfüllen: die Form eines triumphalen Siegesbogens, den die böhmischen Könige auf ihrem Krönungsweg auf die Prager Burg durchqueren.
Vermächtnis Kaiser Karl IV.
Den Bau des 48 Meter hohen Turms beaufsichtigte ab der zweiten Hälfte des 14. Jh. Parlers Schwiegersohn Michael Savoyen, im Lauf der Jahre beteiligten sich an seiner Fertigstellung an die hundert Steinmetze. Die Gestalt mit Dach und vier Türmchen, wie wir sie heute kennen, erhielt der Altstädter Brückenturm erst nach einer gründlichen Rekonstruktion unter Leitung Josef Mockers Mitte des 19. Jh.
Am Turm können Sie die Wappen aller Länder sehen, über die Karl IV. herrschte. Die bedeutendsten sind in der Mitte: schwarzer Adler auf Gold (Karl IV. als Römischer Kaiser) und silberner doppelschwänziger Löwe auf Rot (Karl IV. als Böhmischer König). Den Altstädter Brückenturm zieren weiter die Skulpturen der Herrscher Karl IV. und Wenzel IV. sowie der Patrone, des hl. Veit, des hl. Adalbert und des hl. Sigmund.
Nichts am Turm ist zufällig
Die Steinskulpturen und präzisen Ornamente des Turms tragen eine gründlich durchdachte Symbolik in sich. Wenn Sie am Namenstag des hl. Veit (15. Juni) zum Altstädter Brückenturm kommen, blicken Sie hinauf auf das dreieckige Feld über der Skulptur des Heiligen. Darin steht der böhmische Löwe und unter ihm ist der Adler des hl. Wenzel dargestellt. Im rechten Augenblick wirft der Kopf des Löwen einen Schatten auf die Brust des Adlers, um symbolisch die Verbindung zwischen Böhmen und Mähren zu besiegeln.
Die zuunterst ausgestellten Figuren stellen Tiere und Fabelwesen im Kampf dar, auf den Ecktürmen, ca. zwei Meter über der Erde ist die kleine Figur eines wollüstigen Mannes und einer entblößten Frau zu erkennen, die gemeinsam mit weiteren auf das irdische Leben in Sünde hinweisen.
Auslage gefallener Köpfe
Im unruhigen Jahr 1621 wurde der Altstädter Brückenturm zum Hauptschrecken für die damaligen politischen Aufrührer. An ihm wurden nämlich die 12 abgeschlagenen Köpfe der auf dem Altstädter Ring hingerichteten Anführer des Ständeaufstandes aufgehangen. Die Köpfe wurden erst nach über zehn Jahren abgenommen und an einem unbekannten Ort begraben.
Turmbesuch mit herrlicher Aussicht
Wenn Sie sich Prag von der Galerie des Turms aus ansehen wollen, müssen Sie 138 Stufen auf einer Wendeltreppe hinaufsteigen. Von der ersten Etage aus wurde früher das Tor durch Hinablassen eines Eisengitters geschlossen, die zweite Etage diente als Kerker für „achtbarere“ Schuldner.
Der Turm ist das ganze Jahr über ab 10 Uhr geöffnet. Je nach Saison enden die Öffnungszeiten 18:00 Uhr (im Winter) oder 22:00 Uhr (Frühjahr, Sommer). Der Eintritt für Erwachsene kostet 100 CZK, ermäßigter 70 CZK, für eine Familienkarte bezahlen Sie 250 CZK.
Wie gelangt man zum Altstädter Brückenturm
Der Altstädter Brückenturm ist das Zugangstor zur Karlsbrücke vom rechten Moldauufer aus. Er steht in Prag 1 auf dem Kreuzherrenplatz, der sich an der Straßenbahnstrecke zwischen den Haltestellen Karlovy lázně und Staroměstská befindet. Von der nächstgelegensten Station Staroměstská der Metrolinie A sind es ein paar Gehminuten auf der Straße Křížovnická.